Was bedeutet „gesund Trauern“ – Wie fühlt sich das an?
Immer wieder werde ich gefragt, was gesund trauern ist oder bedeutet.
Nun – ganz ehrlich – ich kann es Dir nicht beantworten. Aus einem einfachen Grund. Ich kann keine Gedanken lesen, ich kenne nicht den Weg auf dem Du seit Kindheitstagen groß geworden bist, ich habe auch keine magischen Fähigkeiten. Um also zu definieren was für dich „gesund trauern“ bedeutet ist es zunächst wichtig, nicht aus der logischen Ebene heraus eine Antwort zu finden.
Du findest die Antwort auf der Gefühlsebene
Vielmehr wirst Du die Antwort finden, wenn Du Dich auf Deine Gefühlswelt konzentrierst und herausfindest, welches Gefühl das genaue Gegenteil wäre. Gefühle entbehren sich jeder Logik.
In meinen Vorträgen bekomme ich vielfältige Antworten, was das gegensätzliche Gefühl der Trauer ist. So ist für die einen „Freude“ oder „innere Ruhe“ das Pendant, für die anderen wiederum ist es „Glücklich sein“ oder „innerer Friede“. Es gibt unzählige Antworten. Sie entspringen dem jeweiligen Individuum.
Der grundlegende Gedanke liegt darin, dass wir Menschen uns immer entweder „positiv“ oder „negativ“ fühlen können. „Gut“ oder „Schlecht“. Beides gleichzeitig ist völlig unmöglich.
Würde man mit Hilfe der sachlichen Logik herausfinden wollen, was das gegenteilige Gefühl von Trauer ist, dann würde man eher hoffen, dass die Antwort stimmt. Ich merke das bei meinen Teilnehmern, wenn sie mich bei ihrer Antwort eher fragen, anstatt es festzustellen.
Die Zauberfrage
So kann die Zauberfrage lauten: Wenn du mit dem erlebten Verlust bereits völlig entspannt umgehen könntest, wie würde es dir dabei ergehen. Wie würdest Du dich dann fühlen. Lass Dich selbst überraschen auf welche Antwort Du kommst. Und egal auf welche Antwort du kommst – es ist die richtige Antwort. Sie zeigt Dir, auf welchen Zustand du im Moment der Trauer keinen Zugriff hast.
Viele Menschen gehen einfach davon aus, dass sie durch ihre Trauer keine Freude mehr haben oder ihr Glück verloren haben. Es ist einfach weg. Nun – es mag sich natürlich so anfühlen. Aber das Glück, die Freude, die Harmonie oder was auch immer, ist nicht weg oder verloren gegangen. Ganz im Gegenteil!
!! Der Zustand, das gegenteilige Gefühl der Trauer ist vollkommen vorhanden! Du hast lediglich keinen Zugriff darauf. !!
Warum ist das so?
Die Antwort darauf ist im Wertesystem zu finden, welches auf der Ebene des Verstandes zu finden ist.
Das Wertesystem, welches Du Dir im laufe Deines Lebens angeeignet hast dient auf der anderen Seite dazu, dass Du Dich in bestimmten Situationen auf eine geeignete Weise verhalten kannst. Zum anderen legt es die Art zu Grunde, wie Du die Welt siehst und denkst, dass sie funktioniert.
Das Wertesystem hat aber eine weitaus empfindlichere Funktionsweise. Deine Werte programmieren ständig neue Verhaltensweisen oder nähren bestehende Verhalten und damit einhergehende Überzeugungen.
Im Zusammenhang mit Trauer bedeutet das, dass man zum Zeitpunkt des Erhalts einer Todesnachricht einen bestimmten Wert in die Situation legt. Einen Wert, der 1 Sekunde vor der schlimmen Nachricht noch nicht mal ansatzweise vorhanden war!
Vor dieser Sekunde war das Leben noch vollkommen in Ordnung! Der Zugriff auf Lebensfreude, Harmonie, inneren Frieden, etc., pp. war noch vollständig vorhanden.
Dann … diese Nachricht, die von dir den Wert „Oh mein Gott – wie furchtbar“ (o.ä) bekommt. Sobald ein Wert in das Bewußtsein dringt, beginnt das Gehirn den Wert dazu zu verwenden, um ein neues Verhalten zu programmieren. In dem Fall ein Trauerverhalten. Dieses wird nun begonnen vom Erhalt einer Todesnachricht mit allem genährt was in der Folge auf dich einprasselt. Es wird schlimmer und schlimmer. Stimmts?
Was im Gehirn passiert
Nun – das Gehirn als Organ hat phänomenale Funktionsweisen. Leider scheint es so, dass die Betriebsanleitung für unser Gehirn mit dem Tag der Geburt verloren gegangen ist. Das Gehirn selbst ist ein Organ, funktioniert auf der Basis der Biochemie und Neurobiologie. Und das Gehirn als solches bewertet nicht. Obwohl alle Verhaltensweisen die wir besitzen dort abgespeichert sind, kann das Gehirn selbst nicht unterscheiden ob ein jeweiliges Verhalten gut oder schlecht für uns ist. Es führt die ihm beigebrachten Verhaltensweisen einfach aus. Das ist von Natur aus seine Aufgabe.
Die Lösung liegt auf der Ebene der subjektiven Erfahrung
Abgelegt sind diese Verhaltensweisen auf der subjektiven Ebene. Dort wo unsere Gedanken produziert werden. Damit einher geht die Tatsache, dass wir Menschen nur auf 3 Arten denken! Wir machen uns entweder innere Bilder oder Filme, wir führen inneren Dialog oder wir haben unsere emotionalen Gefühle.
Wie nutzt der effektive TrauerCoach dieses Wissen?
Der TrauerCoach nutzt nun dieses Wissen. Er spürt die Ebene auf, in der der Trauernde seine Art ungesund zu trauern aufrecht erhält und beginnt einfühlsam, sachte und weich, den dementsprechenden Gedanken in seiner Aufbaustruktur zu verändern. Und zwar auf die Weise, dass wie von selbst der wiederkehrende Zugriff auf wohltuende Emotionen statt findet. Ein gesundes Trauern ist dann möglich.
Natürlich ist es für den TrauerCoach genauso wichtig, mit vollkommenem Respekt in das Wertesystem des Trauernden „einzutauchen“ und mit dem Trauernden erarbeiten, welches für ihn (als Individuum) das Gegenteil von Trauer auf der Gefühlsebene ist.
Dieser Vorgang hat mit Logik nichts mehr zu tun. Aus der Logik heraus wäre das Gegenteil von Trauer vielleicht Freude. Auf der Gefühlsebene jedoch kann es alles mögliche sein. Wie oben bereits erwähnt zum Beispiel Lebensfreude, Harmonie, inneren Frieden, etc. Das kann nur der Trauernde im Moment des Coachings herausfinden.
Eine Bitte an Dich
Ich würde mich freuen, wenn Du selbst mal für Dich herausfindest, was für Dich das gegenteilige Gefühl der Trauer ist. Schreib einfach mit einem Wort das gegenteilige Gefühl als Kommentar unter diesen Beitrag.